1 Diagnostik und Therapie der akuten LungenembolieDr. med. Predrag Matic Facharzt für Innere Medizin Medizinische Klinik I St. Katharinen Krankenhaus Frankfurt
2 Definition Unter einer Lungenembolie ist ein partieller oder vollständiger Verschluss eines Lungenarterienastes durch einen verschleppten (Thromb)embolus zu verstehen. in ca. 70% sind Becken-Bein-Thrombosen die Quelle
3 Epidemiologie keine exakten Angaben zur Inzidenzerschwerte Diagnostik wegen der z. T. unspezifischen klinischen Symptomatik unbekannte Anzahl klinisch stumm verlaufender Embolien
4 Klinische Bedeutung kardiovaskulärer Notfall mit hoher Morbidität und Letalität in der Akutphase (erste Stunde) beträgt die Letalitätsrate 7-11% d.h. : wahrscheinlich sterben jährlich bis zu Patientin in Deutschland an einer LE Folgeerkrankungen: postthrombotisches Syndrom und pulmonale Hypertonie
5 Übereinstimmung klinischer mit ObduktionsdiagnosenDie klinische Diagnostik der akuten Lungenembolie stellt auch heute noch eine Herausforderung dar!
6 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risiksostratefizierung / Therapie
7 Symptomatik der akuten Lungenembolie• Dyspnoe % • Tachypnoe % • thorakale Schmerzen 49 % • Tachykardie % • Husten % • Synkope % • Haemoptysen %
8 Wege zur Diagnose daran denken !!! akute Thoraxschmerzen akute AtemnotKreislaufinsuffizienz …
9 Symptomatik bei Patienten mit V.a. Lungenembolie
10 Klinische Befunde bei Patienten mit V.a. Lungenembolie
11 Prädisponierende Faktoren für venöse Thrombembolien 1 (VTE)
12 Prädisponierende Faktoren für venöse Thrombembolien 2 (VTE)
13 Klinische ThrombosemanifestationNur bei 1/3 aller LE´s können TVT´s nachgewiesen werden!
14 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
15 Wells Score Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie 1
16 Revidierter Genfer ScoreBestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie 2
17 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
18 Labor D-Dimere das Fibrinfragmentent steht beim Abbau von quervernetztem Fibrin durch Plasmin Bestimmung durch hochsensitive Bestimmung mittels ELISA moderne ELISAs haben eine Sensitivität von > 95% und Spezifität von ca. 40% somit hat die D-Dimer-Bestimmung einen hohen negativen prädiktiven Wert
19 Labor: D- Dimere Bei Patienten mit einer niedrigen oder mittleren klinischen Wahrscheinlichkeit kann bei normalen D-Dimeren auf eine weitere Diagnostik und Antikoagulation verzichtet werden Bei Patienten mit hoher klinischer Wahrscheinlichkeit wird eine D- Dimer- Bestimmung nicht empfohlen
20 Labor: D-Dimere Ein erhöhtes D-Dimer allerdings zwingt zur weiterführenden Diagnostik, wobei differentialdiagnostisch verschiedene Ursachen abgeklärt werden müssen:
21 Labor: BlutgasanalyseBlutgasanalyse kann differentialdiagnostisch wegweisend bei verschiedenen Kardio-pulmonalen Erkrankungen mit Dyspnoe sein. Bei der Lungenembolie erwarten wir einen Abfall des PO2 und des PCO2.
22 Labor: kardiale BiomarkerTroponin I und T BNP (brainnatriureticpeptide) und NT-pro BNP (n-terminal fragmentof BNP) H-FABP (heart-type fattyacidbindingprotein) sinnvolle Parameter im Rahmen der Risikostratefizierung von hämodynamisch stabilen Patienten mit akuter Lungenembolie zur Beurteilung der Prognose in der Akutphase geeignet
23 EKG Befunde bei Lungenembolienur ca. 1/4 aller Fälle zeigen EKG - Veränderungen. Veränderungen im EKG können verschieden sein. oft nur passager nachweisbar. nur im Vergleich mit Vor- EKGs oder kurzfristigen Kontrollen sinnvoll. Keine davon ist sicher bzw. pathognomonisch mit einer LE assoziiert. Veränderungen wie SI QIII oder SI SII SIII-Lagetypen sind selten (bis zu 10%) zu sehen.
24 EKG – Befund Bei LungenembolieRelativ häufig (bis 50%) sind - ST-Elevation mit terminal negativem T in III dd Hinterwandinfarkt und/oder - rechtspräkordiale T- Negativierungin den Ableitungen V1,2,(3). am häufigsten ist die Sinustachykardie (bis 90%) Unspezifische HRST wie ES oder AF
25 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
26 Röntgen- Thorax bei LungenembolieNur in 40% der Fälle überhaupt und dann unsichere Befunde: - Stauung der A. pulmonalis, Gefäßlücken, - Westermark-Zeichen, einseitiger Pleuraerguß - selten Lungeninfarkte, selten Atelektasen
27 Diagnostischen Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
28 Echokardiographie bei Lungenembolienicht invasives Untersuchungsverfahren auch im Notfall rasch und bettseitig verfügbar hilfreich bei Risikostratefizierung bzgl. hämodynamischer Stabilität - insbesondere Beurteilung RV - differentialdiagnostische Beurteilung LV u.a.
29 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
30 (Farbkodierte) Duplexsonographienicht invasiv rasch und bettseitig verfügbar - möglicher Nachweis einer TVT bei hämodynamisch stabilen Patienten sinnvoll zur Abklärung eines Verdachts auf Lungenembolie. Bei Nachweis einer TVT kann eine Lungenembolie als gesichert gelten
31 Häufigkeiten tiefer Beinvenenthrombosen in der operativen und konservativen Medizin ohne ProphylaxeDie jährliche TVT-Rate in der Bevölkerung beträgt ca. 0,09 bis 0,12% pro Jahr
32 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierzung / Therapie
33 Multidetector- Spiral- Ct (MDS-CT)Goldstandard Sensitivität 83% Spezifität 96% Ausmaß und Lokalisation der LE RV-Dilatation Differentialdiagnosen Cave: UAW des KM
34 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
35 Pulmonalisangiographiedurch CT/MRT zur Diagnostik abgelöst von Bedeutung beim therapeutischen Ansatz der katheterinterventionellen Thrombektomie bzw. –fragmentierung sinnvoller Einsatz nur im erfahrenen Zentrum
36 Diagnostische Tools Klinische Symptomatik Score-Systeme Labor EKGRöntgen Echokardiographie FKDS KM-CT mit Darstellung der PA Pulmonalisangiographie Risikostratefizierung / Therapie
37 Klinische Risikostratefizierung
38 Diagnostischer Algorithmus bei Verdacht auf Lungenembolie mit hohem klinischen Risiko (instabiler Patient)
39 Algorithmus zu Diagnostik und Therapie bei Verdacht auf Hochrisiko-LE
40 Diagnostischer Algorithmus bei Verdacht auf Lungenembolie mit niedrigem klinischen Risiko (stabiler Patient)
41 Therapie der LungenembolieDie therapeutische Vorgehensweise bei der Lungenembolie richtet sich nach der hämodynamischen Stabilität des Patienten.
42 Therapie der akuten Lungenembolie nach Risikogruppen1. Hämodynamisch instabile mit Schock 2. Hämodynamisch stabil mit rechtsventrikulärer Dysfunktion 3. Hämodynamisch stabil ohne rechtsventrikuläre Dysfunktion
43 Therapie hämodynamisch instabiler PatientenHämodynamisch instabile Patienten haben eine günstige Prognose, wenn der rechte Ventrikel entlastet wird Therapie der Wahl ist die systemische Thrombolyse überlappende Antikoagulation mit unfraktioniertem (nicht mit niedermolekularem) Heparin, bis zwei Tage hintereinander die Ziel-INR vorliegt
44 Therapie hämodynamisch instabiler PatientenDie Dynamik des klinischen Verlaufs entscheidet über die Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen zur Thrombolyse! Oberste Prämisse hat die Rekanalisation der zentralen pulmonalen Gefäße, auch in REA-Situation - Rescue-Lyse wenn vorhanden, ist auch die mechanische Rekanalisation mit Pulmonaliskatheter zu erwägen
45 Validierte Thrombolyseschemata für die akute Lungenembolie
46 Therapie hämodynamisch stabiler Patienten mit rechtsventrikulärer Dysfunktionoptimale Therapieoption noch ungeklärt die systemische Thrombolyse kann gegenüber der alleinigen Antikoagulation den klinischen Verlauf verbessern Wegen der höheren Komplikationsrate einer Thrombolyse beschränkt sich die Auswahl auf Patienten ohne Kontraindikationen
47 Therapie hämodynamisch stabiler Patienten ohne rechtsventrikuläre DysfunktionAlleinige Antikoagulation die Therapie der Wahl ambulante oder stationäre Betreuung möglich keine Immobilisierung erforderlich
48 Therapie hämodynamisch stabiler Patienten mit LE ohne rechtsventrikuläre Dysfunktion in Analogie zur Sekundärprophylaxe bei TVT
49 Zusammenfassung der Therapieempfehlungen nach aktueller S2-LeitlinieHohes Risiko: Systemische Thrombolyse Mittleres Risiko: Antikoagulation, im Einzelfall systemische Thrombolyse Niedriges Risiko: Antikoagulation wie bei der Venenthrombose
50 Zusammenfassung Die akute Lungenembolie ist ein Notfall mit bedeutsamer Frühletalität Immer noch häufig nicht diagnostiziert Anamnese und klinisches Bild sind sehr vielfältig Beurteilung der klinischen Wahrscheinlichkeit über Score-Systeme Einteilung der Patienten anhand hämodynamischer Stabilität in Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Gruppen Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen abhängig von der Risikostratefizierung